Schottische Schlachtfelder: Culloden
In Heft 18 berichteten wir über die Arbeit der Denkmalschützer auf den alten, schottischen Schlachtfeldern. Seitdem ist einiges in Bewegung gekommen. Das schottische Denkmalschutzamt hat eine Konsultationsrunde gestartet, wie die alten, schottischen Schlachtfelder künftig besser geschützt werden können.
Dabei ist die Rechtslage eigentlich klar: Das Denkmalschutzamt Historic Scotland führt eine Liste von 40 Stätten, die von nationaler Bedeutung sind und daher als besonders schützenswert gelten. Doch die Praxis sieht vielerorts anders aus. Das zeigte sich zuletzt in Culloden nahe der Stadt Inverness in den Highlands.
Dort trafen am 16. April 1746 tdie Highlander mit ihrem Anführer Bonnie Prince Charlie auf das englische Heer. Die Schlacht endete mit einer Niederlage für den schottischen Prinzen. Die Highlands wurden fortan von London aus dominiert, und die traditionelle Lebensweise der Clans ging zu Ende. Ein viel besuchtes Besucherzentrum nahe Inverness erinnert an diesen für Schottland schicksalhaften Moment.
Inzwischen allerdings wurden Bauanträge für Wohnsiedlungen und Ferienappartements eingereicht. Das wurde vielfach als Weckruf verstanden. Der bisherige Schutz der historischen Flächen hat sich aus Sicht von privaten Denkmalschutz-Gruppen als unzureichend erwiesen. Kleine, örtliche Bürgerinitiativen mussten gegen große Projekt- und Bauentwickler antreten und waren damit sowohl finanziell als auch personell überfordert. Der Trust wünscht sich daher eine Rechtsänderung, die Bauplanern das Leben schwerer machen würde. Eine entsprechende Petition wurde allerdings unlängst vom schottischen Parlament abgelehnt.
Dabei wollen sich Anwohner und Geschichtsinteressierte der Zukunft gar nicht verschließen. Die alten Schlachtfelder könnten als kommunale Grünflächen oder Orte der Erinnerung und nicht zuletzt als touristische Sehenswürdigkeit eine neue Bestimmung erhalten. „Wir wehren uns nicht gegen jedweden Bauantrag“, sagte Clea Warner vom National Trust mit Blick auf die Baupläne für das Schlachtfeld von Culloden. Es gelte lediglich, die schleichende Landnahme und die optische Veränderung der Stätte zu verhindern.
Das Bewusstsein für die geschichtsträchtigen Orte in Schottland ist hoch. Sie prägen die Identität des Landes und tragen zum Nationalgefühl vieler Schotten bei. Das zeigte sich zuletzt beispielhaft in der Ortschaft Golspie in der Grafschaft Sutherland an der Nordostküste.
Golspie liegt an der Strecke der Klassiker-Autorundtour North Coast 500. Künftig soll im Ort ein Monument an die Schlacht von Littleferry aus dem Jahr 1745 erinnern. Auch ein ausgewiesener Informations-Pfad über das einstige Schlachtfeld ist geplant. Zur Einweihung des Monuments waren zahlreiche Anwohner gekommen. Es gibt offenbar genügend Menschen, die sich für die Geschichte vor ihrer Haustür interessierten.
Im ehemaligen Rathaus der kleinen Gemeinde Prestonpans östlich von Edinburgh wurde gerade ein neues Museum eröffnet. „Es war ein hartes Stück Arbeit, doch die Mühe hat sich gelohnt“, sagt Arran Johnston vom Scottish Battlefields Trust. Das Museums-Projekt diene nun als Vorbild für zahllose andere Städten und Gemeinden: „Prestonpans hat Modellcharakter für ganz Schottland.“
Der Name Prestonpans steht in Schottland stellvertretend für eine der bedeutsamsten Schlachten des 18. Jahrhunderts. „The Battle of Prestonpans“ im Jahr 1745 markiert den Beginn des letzten großen Aufstands der Highlander gegen den englischen König. Über die Schlacht ist in Geschichtsbüchern nachzulesen, sie ist Gegenstand des Schulunterrichts in Schottland; jahrhundertelang hatte das ehemalige Schlachtfeld Bestand – allen Neubausiedlungen und Straßenneubauten zum Trotz, die das Umland veränderten.
Doch dem historischen Erbe der Region drohte zuletzt das Aus. In der kleinen Stadt in East Lothian prallten verschiedene Interesse geradezu beispielhaft aufeinander: Infrastrukturprojekte und die industrielle Nutzung rückten immer näher an die historischen Stätten heran und bedrohten ihren Fortbestand. Prestonpans ist kein Einzelfall. Im Jahr 2014 wurde daher die Vereinigung Scottish Battlefields Trust gegründet, die sich für den Erhalt der alten Schlachtfelder in Schottland engagiert. „Die Lage muss sich unbedingt verbessern“, sagt Johnston. Der Scottish Battlefields Trust hat auf seiner Website eine Liste mit schützenswerten, historischen Schlachtfeldern zusammengestellt. http://www.scottishbattlefields.org
Schottische Schlachtfelder
Die Schlacht von Prestonpans in 1745
In den Jahren 1745 und 1746 unternahmen die Schotten unter ihrem Anführer Bonnie Prince Charlie einen letzten Versuch, ihren eigenen König an die Macht zu hieven, denn sie wollten nicht länger von London aus regiert werden. Die Schlacht von Prestonpans war die erste große Schlacht dieses Aufstands und endete mit einem Sieg der Highlander. Daran erinnert ein neues Museum, das im Jahr 2022 in der Stadthalle von Prestonpans eröffnet wurde. Die kostenfreie Ausstellung ist familienfreundlich ausgerichtet. Sie zeigt u.a. zeitgenössische Berichte sowie Waffen, die auf dem Schlachtfeld gefunden wurden. Im Oktober 2022 ist eine Sonderausstellung über die Wikinger zu sehen. battleofprestonpans1745.org
Pinkie Cleugh in 1547
Der englische König Heinrich VIII. hatte sechs Ehefrauen, von denen die Hälfte die Ehe nicht überlebten. Er war auch sonst in Heiratsdingen nicht zimperlich. So hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass sein Sohn unbedingt die schottische Prinzessin Maria Stuart heiraten sollte. Doch daran bestand von Seiten der Schotten kein Interesse. Also rückte Heinrich VIII. zur Brautwerbung mit einer ganzen Armee an. Am 10. September 1547 kam es an den Ufern des Flüsschens Esk in Musselburgh, einem heutigen Vorort von Edinburgh, zur Schlacht. Dort traf die moderne englische Armee auf Kontrahenten mit Ausrüstung wie aus dem Mittelalter. Die Schlacht von Pinkie Cleugh endete mit einer vernichtenden Niederlage für die Schotten. Maria Stuart bekam Heinrich VIII. trotzdem nicht: Sie wurde heimlich nach Frankreich geschmuggelt.
Stirling Bridge in 1297
Der Fluss Forth plätschert bei der Old Stirling Bridge gemächlich dahin. Nur wenige Meter stromaufwärts wurde im Jahr 1297 eine wichtige Schlacht geschlagen: Der schottische Freiheitskämpfer William Wallace besiegte dort das Heer des englischen Königs Edward I. Die Hollywood-Filmstudios verfilmten diese Geschichte mit Mel Gibson als William Wallace in der Hauptrolle. („Braveheart”). Die Schlacht war von weit reichender Bedeutung. Sie läutete nach Ansicht von Historikern das Ende des Mittelalters auf den britischen Inseln ein. Die Old Stirling Bridge ist eine beliebter Aussichtspunkt. In der Ferne ist der Turm des Wallace Monuments zu sehen, das dem schottischen Freiheitskämpfer gewidmet ist.
Bannockburn in 1314
Es waren wahrlich zwei ungleiche Gegner, die im Jahr 1314 im Flüsschen Bannockburn in den Highlands aufeinander trafen: Auf der einen Seite standen die Schotten mit ihrem Anführer Robert the Bruce, auf der anderen Seite die um ein Vielfaches überlegene Armee des englischen Königs Edward II., der Schottland seinem Reich einverleiben wollte. Die Schlacht dauerte zwei Tage, und endete mit einem Sieg für Robert the Bruce. Das machte ihn zum unangefochtenen Anführer der Schotten. Wenige Schlachten haben den schottischen Nationalstolz derart beflügelt. Zum 700. Jahrestag im Jahr 2014 wurde unweit des Schlachtfelds ein Besucherzentrum eröffnet. nts.org.uk
Culloden in 1746
Ein Besucherzentrum unweit der Stadt Inverness informiert über die dramatischen Ereignisse jener Tage, als der schottische Prinz Bonnie Prince Charlie den englischen König zu einer letzten großen Entscheidungsschlacht herausforderte. Danach war in den Highlands nichts mehr wie zuvor. Die traditionelle Lebensweise der Clans wurde für lange Zeit unterdrückt. Große Felsbrocken auf dem ehemaligen Schlachtfeld erinnern an die Namen der Gefallenen: Culloden war die letzte Landschlacht, die jemals auf britischem Boden ausgetragen wurde. Sie endete mit einer vernichtenden Niederlage für die schottischen Clans, von der sich diese nie wieder erholten. nts.org.uk