Mit dem Auto unterwegs in Südschottland: Die Königsstrecke

Robert the Bruce war der erfolgreichste König der schottischen Geschichte. In diesem Sommer wird in seiner südschottischen Heimat Dumfries&Galloway an den legendären Herrscher erinnert.  
17. Dezember 2024
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Robert the Bruce war ein Zeitgenosse von William Wallace (Braveheart), und ebenso wie dieser hatte er nur ein Ziel: Die Unabhängigkeit Schottlands gegen die übermächtigen Engländer zu verteidigen. Damit war Bruce eine zentrale Figur der schottisch-englischen Unabhängigkeitskriege des 12. und 13. Jahrhunderts. „Er wurde zur Legende“, schreibt der Autor Colm McNamee in einer Biographie über den schottischen Herrscher.  

In diesem Jahr wird aus Anlass des 750. Geburtstages an Robert the Bruce erinnert; vor allem in den Regionen Dumfries und Galloway, seiner südschottischen Heimat. Die eigens eingerichtete Website bruce750.scotweist auf Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums hin. Der Tourenvorschlag Robert the Bruce-Trail führt Besucherinnen und Besucher zu historischen Schauplätzen, Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten in Südschottland. brucetrust.co.uk 

Robert the Bruce lebte in einer Zeit der Kriege und Bürgerkriege. Der schottische König Alexander III. war gestorben, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen. So entstand ein Machtvakuum, das der englische König Edward I. für sich nutzen wollte, ebenso wie schottische Adelsfamilien, die weniger gegen die Engländer, als vielmehr gegeneinander um den Thron kämpften. Robert the Bruce entscheidet diesen Konflikt letztlich für sich: Am 25. März 1306 wird er zum schottischen König gekrönt.  

Die südschottischen Grafschaften Dumfries and Galloway spielten dabei eine besondere Rolle: Sie waren die Machtbasis und der Rückzugsraum des Königs. Von hier aus plante er seine Siegeszüge und hierher zog er sich auf der Suche nach innerer Einkehr und Schutz zurück.  

Der Robert the Bruce-Trail zeichnet die Stationen im Leben des Königs nach. Zahlreiche Tourentipps sollen Einblick in die Geschichte des Mittelalters vermitteln und zugleich eine Region vorstellen, die außerhalb Schottlands noch wenig unbekannt ist.  

Die Strecke ist von Westen nach Osten in insgesamt drei Abschnitte unterteilt ist, die jeweils eine Länge zwischen 160 Kilometer und 200 Kilometer haben.  

Die Tour ist sehr umfangreich und daher vor allem für Autofahrer geeignet. Doch die Strecke ist auch für Tagesausflügler geeignet, die sich aus den zahlreichen Vorschlägen einige Ausflugsideen heraussuchen.  

Östlicher Abschnitt 

Direkt hinter der schottisch-englischen Grenze liegt die Burg Caerlaverock Castle, die in der Zeit der Unabhängigkeitskriege heiß umkämpft war. Der englische König Edward I. hielt sie zwölf Jahre lang, bevor Robert the Bruce die Rückeroberung gelang. Die Burg hat eine ungewöhnliche Form: Sie ist als Dreieck angelegt. Auf jede Ecke des Dreiecks wurden Türmchen gesetzt, die den Bilderbuch-Eindruck noch verstärken. 

Das Dorf Wanlockhead ist mit 467 Metern über dem Meeresspiegel das höchstgelegenste Dorf in Schottland. In den dortigen Minen wurde Blei für die Herstellung von Waffen gewonnen. Hier wurden auch König Roberts „Palfreys“ gezüchtet: kleine, wendige Ponys, ideal für entbehrungsreiche Touren durch die raue, schottische Landschaft. Heute ist das Museum of Scottish Leadmining eine wichtige Besucherattraktion. Wanlockhead ist außerdem eine Station auf dem Fernwanderweg Southern Upland Way. 

Durch die Mitte 

Der englische König Edward I. landete im Jahr 1300 mit 7500 Soldaten und sechzig Schiffen in Schottland, der wohl größten Flotte, die die Schotten bis dato gesehen hatten. Edward I. übernachte zehn Tage in der Burg Kirkcudbright Castle und zog dann weiter. Vermutlich wurde die Burg um das Jahr 1314 von Robert the Bruce zerstört.  Heutzutage gehört die Stadt Kirkcudbright zu den Kultur-Highlightsvon Dumfries and Galloway.  

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte sich dort um den Kunstmaler E.A. Hornel eine Künstlerkolonie. Sein Haus ist eine vielbesuchte Kunstgalerie. Etwas weiter westlich von Kirkcudbright befindet sich Wigtown, Schottlands „National Book Town“ mit vielen Buchläden und einem Buchfestival im September.  

Westlicher Abschnitt 

Auf dem Merrick, dem höchsten Berg in der Region mit 843 Metern, sind die umliegenden Hügelketten eine Abfolge verschiedener Blautöne, die sich in Richtung des Horizonts in der feuchten, regengeschwängerten Luft verflüchtigen. Im Jahr 1307 plante Robert the Bruce am Fuße dieser Anhöhen einen Hinterhalt. Als sich eine englische Armee durch einen schmalen Durchgang zwischen dem See Loch Trool und den Hügeln hindurch zwängt, schlägt er zu. Ein Gedenkstein am Ufer des Sees erinnert an die Schlacht. 

Die Stadt Whithorn ist mit dem Lebensende von Robert the Bruce verbunden. In einer Seitenstraße befindet sich die Kirche St. Ninan´s, ein wichtiger Pilgerort. Alte Bäume spenden Schatten, Grabsteine dokumentieren das Leben und Sterben in der Gemeinde wie moosbewachsene Chroniken.  

Auf dem Kirchengrund wurde ein Stein mit religiösen Inschriften entdeckt, die dem 5. Jahrhundert zugeordnet werden und damit zu den ersten Belegen für die Christianisierung Schottlands gehören. Hierher zieht es den Pilger Robert the Bruce. Wenige Wochen stirbt er mit 55 Jahren, gezeichnet von einem entbehrungsreichen Leben. brucetrust.co.uk