Mehr als 250.000 Besucher haben sich die Ausstellungen in den vergangenen zwölf Monaten angesehen. Das Highlight ist dabei der Krönungsstein der schottischen Könige, der sogenannte Stone of Destiny. Ihn schauten sich allein 75.000 Besucher an. Der Vorsitzende des Stadtrats von Perth und Kinross, Grant Laing, sagte: „Das Perth Museum ist seit seiner Eröffnung ein fantastischer Erfolg und hat sein Besucherziel im ersten Jahr übertroffen.“
Perth Museum: Hier befindet sich der berühmte Stone of Destiny
Nach einer mehrjährigen Bau- und Planungsphase war das neue Perth Museum im Jahr 2024 eröffnet worde. Im Zentrum der Ausstellung steht der Krönungsstein Stone of Destiny, der zuletzt bei der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla in Westminister Abbey in London zu sehen war. „Wir haben eine Vision für die Neuaufstellung der Region, und das Perth Museum ist dabei von zentraler Bedeutung“, sagte Grant Laing. Perth ist von Edinburgh aus in einer Fahrzeit von etwas mehr als einer Stunde mit dem Auto und mit dem Zug in eineinhalb Stunden erreichbar.
Das neue Perth Museum widmet sich der Geschichte Schottlands. Es wurde unter anderem mit Leihgaben aus ganz Großbritannien bestückt und befindet sich in zentraler Stelle in der Innenstadt. Das Gebäude in seiner heutigen Form stammt aus dem Jahr 1909. Perth trägt den Beinamen „Fair City” – die schöne Stadt. Trotz ihres vielversprechenden Spitznamens steht die Stadt am River Tay nie oben auf dem Besucherprogramm. Das könnte sich ändern: Eine Annäherung in drei Schritten.
Erstens: River Tay und Umgebung
Die Stadt Perth liegt am River Tay, dem mit knapp 200 Kilometern längsten Fluss Schottlands. Dieser Umstand sowie die strategisch günstige Lage in Zentralschottland waren seit dem frühen Mittelalter für den Aufstieg der Stadt entscheidend.
Ein stadtnaher Spaziergang mit Blick auf den Fluss führt zum Kinnoull Hill. Auf einem Felsvorsprung steht dort der gleichnamige Turm, erbaut nach dem Vorbild der Schlösser am Rhein.
Bei einer Bildungsreise hatte der Earl of Kinnoull nämlich Ähnlichkeiten zwischen der Landschaft des Rheinlandes und den felsigen Ausläufern seines Anwesens in der Nähe von Perth entdeckt. Nach seiner Rückkehr entstand eine bescheidene Burg, die den Fluss Tay überragt. Sie ist einer Attrappe ähnlicher als einer echten Festung.
Kinnoull Hill ist mit rund 220 Metern der höchste von insgesamt fünf Hügeln im so genannten Woodland Park von Perth. Er ist vom Stadtzentrum mit dem Auto oder zu Fuß gut zu erreichen. In der Nähe verläuft auch der Weg Coronation Road (engl: Krönung) mit einer Länge von knapp 13 Kilometern. Dabei handelt es sich um eine Route, die einst die schottischen Könige nutzten.
Zweites: Perth als Hauptstadt
Perth galt ab dem frühen Mittelalter de facto als Schottlands Hauptstadt. Am Ufer des River Tay liefen hinsichtlich von Verwaltung, Politik und Religion alle Fäden zusammen: In unmittelbarer Nähe auf dem heutigen Palastgelände von Scone Palace befand sich der Krönungsort der schottischen Könige. Augustinermönche hatte in der Umgebung ein bedeutsames Kloster gegründet, und die schottischen Könige kamen gerne nach Perth, weil sie sich hier vor potentiellen Angreifern sicher fühlten.
Im 9. Jahrhundert war es Kenneth MacAlpine erstmals gelungen, die verschiedenen keltischen Stämme zu einem Königreich zu vereinen. Doch er fühlte sich von den Wikinger bedroht, die ab dem Jahr 800 damit begonnen hatten, die britischen Küsten zu überfallen. Da schien es die bessere Wahl zu sein, das Zentrum des Königreichs ins Landesinnere zu verlegen. Kenneth MacAlpine fand in Perth zudem eine funktionierende Infrastruktur vor. Schon die alten Römer hatten den Fluss zum Transport von Soldaten und Gütern genutzt.
Die Brücken über den Tay wurden erst im 19. Jahrhundert gebaut. Umso wichtiger war früher eine sichere Furt, wie sie der Fluss auf der Höhe von Perth bot. Das alles trug zum Aufstieg der Stadt bei, schreibt der Autor Jack Gillon in seiner Chronik: „Perth entwickelte sich zu einer der wohlhabendsten Städte Schottlands.“
Perth Museum und Scone Palace
Das wichtigste Gebäude liegt allerdings außerhalb: Scone Palace. Auf dem Palastgelände, rund drei Kilometer von Perth entfernt, wurden jahrhundertelang die schottischen Könige gekrönt.
Einige hundert Meter vom Schloss entfernt befindet sich der Hügel Moot Hill, wo die Krönungen vollzogen wurden. Das kleine Mausoleum im Hintergrund ist eine Nachbildung und stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Auch beim Krönungsstein, dem so genannten „Stone of Destiny“ handelt es sich um eine Replik. Das Original wird künftig im Perth Museum zu sehen sein, das in 2024 neu eröffnet wird.
Um den Stein ranken sich viele Legenden, an dem Ort selbst gibt es keinen Zweifel: Hier trafen sich schon vor über eintausend Jahren politische und geistliche Würdenträger. Sie machten Scone zum wichtigsten königlichen und politischen Zentrum Schottlands und zu einem Ort voller Symbolkraft. Einige Forscher haben vorgeschlagen, dass der Hügel ursprünglich die Rolle eines Versammlungs- oder Richtplatzes gehabt haben könnte.
Insgesamt 42 Könige wurden auf dem Moot Hill in ihr Amt eingeführt. Zu den bekanntesten Monarchen zählten Robert the Bruce und der keltische König Macbeth. Letzterer wurde durch das gleichnamige Drama von William Shakespeare unsterblich.
Drittens: Museen und moderne Kunst
Das neue Perth Museum widmet sich der Geschichte Schottlands. Es wurde unter anderem mit Leihgaben aus ganz Großbritannien bestückt und befindet sich in zentraler Stelle in der Innenstadt. Das Gebäude in seiner heutigen Form stammt aus dem Jahr 1909.
Im Frühjahr 2023 wurde zudem ein Zentrum für Gegenwartskunst und die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts eröffnet. Ein weiterer Schwerpunkt dieser neu gestalteten Perth Art Gallery liegt bei der Kunst aus Schottland.
Zu den weiteren Museums-Highlights zählt das Black Watch Museum im Schloss Balhousie Castle. Es erzählt die Geschichte des ältesten, schottischen Regiments. Zu den Ausstellungsstücken zählen Gemälde, Fotographien und Alltagsgegenstände. Sie sollen einen Einblick in das Leben der Soldaten vermitteln.
Das Fair Maid’s House in der Altstadt beherbergt das Besucher- und Bildungszentrum der Royal Scottish Geographical Society. Am Ufer des Tay führt der Kunst-Wanderweg River Tay Public Art Trail entlang. Er ist für Besucherinnen und Besucher, die Natur und Kultur verbinden wollen. http://beautifulperth.org
Der Text ist erschienen in Schottland Heft 21 https://www.schottland-magazin.de/produkt/schottland-magazin-heft-21/